Bindungstheorie in der Praxis

Emotionsfokussierte Therapie mit Einzelpersonen, Paaren und Familien

Bindungstheorie in der Praxis ist Sue Johnsons Standardwerk für eine bindungsbasierte Psychotherapie, die aus vier Komponenten besteht: bindungsbasiert, systemisch, erfahrungsorientiert und emotionsfokussiert.

Eine super Zusammenfassung für alle, die einen Überblick über die emotionsfokussierte Therapie (EFT) nach Sue Johnson suchen.

Originaltitel: Attachment Theory in Practice - Emotionally Focused Therapy (EFT) with Individuals, Couples, and Families.
Übersetzt von Elisabeth Vorspohl, Junfermann Verlag, 2020.

Historische Perspektive – Bindungstheorie in der EFT-Praxis

Im Jahr 1952 hat nicht viel gefehlt und der Pionier der Bindungswissenschaft, John Bowlby, wäre aus der Britischen psychoanalytischen Gesellschaft ausgeschlossen worden – wegen seiner Theorie, dass das Verhalten der Eltern in den ersten Lebensjahren den Bindungsstil des Kindes bestimmt. Sue Johnsons Stellungnahme, dass Liebe zwischen Erwachsenen auch nur aus der Bindungsperspektive zu verstehen ist, war in der 90er Jahren revolutionär. Tatsächlich haben John Bowlby, Sue Johnson und ihre Kolleg*innen einen Paradigmenwechsel im psychotherapeutischen Bereich verursacht. Zu erwarten ist, dass 2030 kein seriöser psychotherapeutischer Ansatz mehr ohne die Bindungswissenschaft auskommt.

„Der Versuch, psychische Erkrankungen zu verstehen, ohne die Einflusskraft sozialer Beziehungen zu berücksichtigen, (…) ist vergleichbar mit dem Studium der Bewegung der Planeten ohne Berücksichtigung der Schwerkraft.“

– David Dobbs (Juli 2017, S. 83)

Komponenten der EFT-Praxis

  • bindungbasiert: Wir sind sozial lebende, bindungssuchende Säugetiere – Koregulation der Emotionen und Verbundenheit mit anderen ist unsere grundlegendste Strategie, um zu überleben und zu gedeihen
  • systemisch: Bedürfnis → Handlungstendenz → Trigger → Reaktion – dies formt in sich selbst verstärkende, innerpsychische und zwischenmenschliche Feedbackschleifen; diese zirkulär zu verstehenden Kausalzusammenhänge resultieren in sowohl positive als auch negative Muster; positive Muster, wenn Verhalten aus emotionalem Gleichgewicht und flexiblen Handlungsstrategien hervorkommt, negative Muster, wenn Angst zu Aktivierung, Dissoziation und eingeengten, starren Schutzstrategien führt
  • erfahrungsorientiert: Heilung und Wachstum wird erst möglich durch empathische Einstimmung mit einer Haltung therapeutischer Kongruenz und der Beziehungsgestaltung im gegenwärtigen Moment; Therapeut*innen bemühen sich jederzeit, offen und empathisch zu bleiben, sich mit dem Leiden ihrer Klienten zu verbinden und Unterstützung und Verständnis in einfacher Sprache zu kommunizieren
  • emotionsfokussiert: in der EFT sind Emotionen sowohl Ziel als auch treibende Kraft von Veränderung; die Therapeut*in zielt auf die tieferen, den Beziehungsblockaden zugrunde liegenden Emotionen ab und benutzt diese als Motivation, um durch das Teilen von bindungsrelevanten Bedürfnissen in emotional geladene Begegnungen das Vertrauen in die Verfügbarkeit des Gegenübers aufzubauen

Seit dem Entstehen von EFT Anfang der 90-er Jahre, findet sie als Paar-, Einzel- und Familientherapie Anwendung. Bindungstheorie in der Praxis beschreibt die Anwendung in jeder dieser Modalitäten.

Kapitelübersicht des Buches

  1. Warum eine auf Bindung basierte, nicht-pathologisierende Psychotherapie Sinn macht; auch häufige Missverständnisse Bindung betreffend werden besprochen
  2. Wie Bindung angewendet werden kann, um das Auftauchen von Emotionen zu unterstützen und der Klient*in dabei zu helfen, diese zu integrieren und zu regulieren und zu ihrem emotionalen Gleichgewicht zu finden
  3. Wie in EFT mit Emotionen gearbeitet wird, inklusive eines Metabezugsrahmens der Interventionen und des Veränderungsprozesses, der als EFT-Tango bezeichnet wird
  4. Emotionsfokussierte Einzeltherapie (EFIT) arbeitet mit Individuen im Kontext ihrer Bindungen und bindungsbasierter Perspektive auf Depression und Angst
  5. Fallbeispiel der EFT-Einzeltherapie
  6. Emotionsfokussierte Paartherapie (EFPT) – Bindung als Orientierung beim Erkennen und Heilen von Verzweiflung in Paarbeziehungen in Phasen und Schritten
  7. Fallbeispiel der EFT-Paartherapie
  8. Emotionsfokussierte Familientherapie (EFFT), die EFT-Arbeit mit Familien, ist anders als die Arbeit mit Paaren; es geht darum, wie Eltern dabei unterstützt werden, sich einzubinden und ansprechbar, responsiv und engagiert zu sein und wie Kindern dabei geholfen wird, sich mit ihren Bindungsbedürfnissen an Ihre Eltern zu wenden
  9. Fallbeispiel der EFT-Familientherapie
  10. Die Bindungswissenschaft und die Entwicklung einer allgemein besseren menschlichen Gesellschaft

Im Anhang befindet sich der Relationship Scales Questionnaire (RSQ), der für eine standardisierte Messung des Bindungsstils benutzt werden kann.

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